Dort, wo sich die Westhänge der Briloner Höhen ins Ruhrtal neigen, liegt in einem der schönsten Täler des Hochsauerlandes eingebettet, der Luftkurort Antfeld. Hier fanden sich nach Ende des Deutsch – Französischen Krieges (1870 – 71) tatkräftige Männer zusammen und gründeten die Schützengesellschaft.
Jeder Antfelder, der 17 Jahre alt war, konnte Mitglied werden. Das Eintrittsgeld betrug 2 Taler. Nachdem kräftig die Werbetrommel gerührt worden war, ließen sich 85 Männer in den neuen Verein aufnehmen
Die ersten Statuten, die noch vorhanden sind und aus 33 Paragraphen bestehen, wurden im Juli 1872 von der Generalversammlung angenommen, und von den Schützenbrüdern Lorenz Schulte, Bernhard Hücker-Brunen, Adam Freisen, Anton Funke-Schneiders, Anton Bracht und Lorenz Kraft-Garmes, der auch der erste Hauptmann der Schützengesellschaft war, unterzeichnet. In ihnen ist zu lesen: „Der König wird mit dem Ehrenzeichen der Schützengesellschaft geschmückt, welche er während des Festes trägt. Außerdem erhält er eine Medaille mit der Jahreszahl des Festes, die sein Eigentum wird. Derselbe hat jedoch dafür eine Medaille mit eingraviertem Namen des Königs, der Königin und der Jahreszahl des Festes zu den Ehrenzeichen der Schützengesellschaft zu liefern. Ferner muß er für das nächste Jahr den Vogel stellen.“ Am 1. Sonntag im August feierte man 1872 das erste Schützenfest. Den derzeitigen Ortsvorsteher Franz Wiese ernannten die Schützen zum Ehrenkönig. Der von ihm gestiftete Orden befindet sich noch heute an der Königskette. Der erste Königsschuß gelang Johann Spiekermann-Schüren und er wurde somit der erste Schützenkönig der neu gegründeten Schützengesellschaft.
Die erste Vereinsfahne wurde angeschafft. Sie zeigt auf der einen Seite das Bild des hl. Johannes des Täufers und auf der anderen Seite das Bild vom hl. Sebastian. Die alte Fahne hat einen besonderen Platz in unserer Schützenhalle gefunden, wo man sie heute noch bewundern kann.
Im Frühjahr begann man mit dem Bau der Schützenhalle, die zum Schützenfest desselben Jahres bereits fertiggestellt war. Die Halle erbauten die Gebrüder Wiese. Der Grund und Boden wurde der Schützengesellschaft von Herrn Baron Egon von Papen, zum Geschenk gemacht. Der Hallenbau kostete 9000 Mark.
1896 | großem Aufwand im Jahre 1896 das 25-jährige Bestehen der Schützengesellschaft gefeiert. Den Königsschuß tat Anton Ochsenfeld, seine Königinn wurde Maria Schmidt. Neben ihm residierte in diesem Jahr der 25-jährige Jubelkönig Johann Spiekermann.
Man erweiterte die Schützenhalle in der Verlängerung der alten Schänke. Ausgeführt wurden die Arbeiten von Josef Gödde- Lehmenkühlers. Der Anbau kostete 1700 Mark.
Die Feier der traditionellen Schützenfeste erfuhr erstmalig 1914 eine Unterbrechung. Alle Festvorbereitungen waren getroffen. Die Musik stand bereit, um mit einem Marsch den Beginn der Festtage einzuleiten. In diese Freudenstimmung platzte dann die Meldung der Mobilmachung. Obwohl man es nicht fassen konnte, war es doch Wirklichkeit. Die Musikkapelle marschierte still zum Dorf hinaus. Schon in den folgenden Tagen nahm mancher Abschied von den Seinen. Der Wunsch auf ein schnelles Ende war Utopie. 1918 kehrte das geschlagene und zermürbte Heer in die Heimat zurück. 34 Antfelder blieben auf dem Schlachtfeld und einige warteten in der Gefangenschaft auf ihre Heimkehr.
Es wurde schon wieder das erste Schützenfest gefeiert. Es kam wohl nicht die richtige Stimmung auf. Mancher aus den Reihen der Schützenbrüder war ja nicht zurückgekehrt. Neuer Hauptmann wurde Bernhard Hücker-Brunen.
Wir feierten das 50-jährige Jubiläum der Gründung der Schützengesellschaft Antfeld. Wilhelm Schmidt schoß in diesem Jahr den Vogel ab und wählte Bernhardine Hillebrand zur Königin.
Die Gemeinde seinen 34 gefallenen Söhnen auf dem Hamberg eine Kriegergedächtniskapelle. Auch der Schützenverein unterstützte dieses Werk durch Geldspenden und die Stiftung eines Kapellenfensters mit dem Bild des heiligen Joseph.
Nach dem Tode des Hauptmann B. Hücker wurde seinem Stellvertreter Josef Jordan-Linken 1928 die Führung des Schützenvereines übertragen. Die Schützen mußten im selben Jahr ihre Vogelstange versetzen, weil der Elektrizitätsverband Brilon-Büren ihre Leitung durch unsere Schußbahn legen wollten. Man versetzte die Stange die man 1905 neben den Steinbruch im Himmelreich errichtet hatte, in den Langenberg dort hin wo man bis 1977 dann den Vogel abschoß. Man sagt auch heute noch „Wir gehen um die Vogelstange !“
Die Vorderfront der Halle baute man massiv. Die mit dem Anlieger, Heinrich Funke-Droste, geführten Verhandlungen waren erfolgreich und der Erweiterungsbau konnte bis an die Grenze heran gesetzt werden.
Josef Schmücker wurde Schützenhauptmann. In dieser Zeit fiel der automatische Anschluß des Schützenvereins an den Kreisschützenbund. Der Schützenbund wollte dadurch erreichen, den Schützenvereinen ihre alte Tradition zu nehmen. Durch das Schießen auf Scheiben und nicht mehr auf den historischen Vogel sollte der Schützenverein zu einer vormilitärischen Ausbildung herangezogen werden. Der Verein sollte nicht mehr mit der Prozession mitgehen, die Vereinsfahne durfte auf Beerdigungen nicht mehr mitgetragen werden. Der alte Schützengeist ließ sich aber nicht niederdrücken, und der Schützenverein hielt an seiner Tradition fest.
Antfeld baut eine Dorfkirche. Durch Geldspenden beteiligte sich auch der Schützenverein am Kirchbau. Ein Kirchfenster mit dem Bilde des hl. Sebastian wurde ebenfalls gestiftet.
1939 | Vier Wochen nach dem 1939 gefeiertem Schützenfest brach der 2.Weltkrieg aus.
Abermals zogen Antfelds Söhne hinaus. Leider hat auch dieser Krieg seine Opfer gefordert, und viele kehrten aus diesem Krieg nicht wieder zurück. Mit dem Ende des Krieges wurden 1945 alle Vereine aufgelöst, darunter fielen auch die Schützenvereine, weil man in ihnen eine reine NS-Organisation sah. Mit der Auflösung der Schützengesellschaft erfolgte auch die Beschlagnahmung der Halle mit sämtlichen Einrichtungen durch die Militärregierung. Sie setzten Josef Hillebrand-Schieferdeckers als Treuhänder ein. Es hatte den Anschein, als würde in den kommenden Jahren das „Fest der Feste“ nicht gefeiert werden. Doch bereits 1946 zog der Sportverein das erste Fest nach dem Kriege in Antfeld auf. Man warf sogar einen Vogel dabei ab.
1946 | Um die Schützenfeste in unseren Regionen wieder feiern zu können, mußte man mit der Militärregierung Verhandlungen aufnehmen. Man kam zu folgendem Schluß: Die Vereine mußten u.a. den Verein in eine Schützenbruderschaft umbenennen, man durfte den Vogel nur mit einem Knüppel oder einer Armbrust von der Stange holen. Man wurde sich in der Generalversammlung über die Anerkennung der Bedingungen schnell einig, um wieder die gewohnten Feste feiern zu können.
1947 | Gründung der „historischen Schützenbruderschaft Antfeld“. Das erste Schützenfest der Schützenbruderschaft „St. Sebastian“ wurde 1947 nach 8 jähriger Unterbrechung im gleichen Jahr gefeiert, man folgte der alten Fahne die dem Zugriff amerikanischer Truppen entzogen wurde. Wie schon seit 1925 wurde auch jetzt wieder am Schützenfestsonntag in der Kriegergedächtniskapelle auf dem Hamberg ein Gottesdienst für alle Gefallenen und Vermißten beider Kriege gelesen. Dieser Brauch wird bis heute noch aufrecht gehalten.
1948 | Schreck am Schützenfest-Montag. Die Schützen wollten den Vogel aus der Halle holen, wo er seinen Ehrenplatz gefunden hatte. Aber man traute seinen Augen nicht, über Nacht war der Vogel verschwunden. Ehe man sich von dem Schreck erholt hat, war ein neuer Vogel, wenn auch in vereinfachter Ausführung, angefertigt und zur Stelle. Mit Knüppeln ging es dem Vogel zu Leibe, da ja das Schießen mit Gewehren noch nicht wieder erlaubt war. In den folgenden Jahren wurde nach dem Vogel mit einer Armbrust geschossen.
1950 | Die gerichtliche Eintragung der Schützenbruderschaft, unter gleichzeitiger Löschung der Schützengesellschaft, wurde in diesem Jahr vorgenommen. Am 01.12.1950 ist die zuvor beschlagnahmte Halle mit seinen sämtlichen Einrichtungsgegenständen der Bruderschaft als Eigentum wieder übertragen worden.
Ein weiterer Umbau mit erforderlichen Vergrößerungen der Schützenhalle wurde in der Generalversammlung 1951 genehmigt und gutgeheißen. Es sollten neben sanitären Anlagen, Küche und eine zweite Schänke entstehen.
1951 feierte die Schützenbruderschaft ihr 80-jähriges Bestehen in Form eines Jubelfestes. Man konnte 1946, ein Jahr nach Kriegsende, das 75- jährige leider noch nicht feiern. Unter großem Aufwand zog man das Fest auf. Es wurden die Schützenvereine der Nachbarorte eingeladen, am Jubelfest und im Festzug teilzunehmen. Der Festzug wurde vom Königspaar, Josef Bracht und Marie-Rosario von Papen, angeführt. Am Montag wurde dann zum ersten mal nach dem Krieg dem Vogel mit einem Gewehr zu Leibe gerückt. Der Königsschuß gelang Franz Rosenkranz (Fritzen), der sich Hildegard Fischer zur Königin nahm.
Das wichtigste Thema in allen Schützenversammlungen war in den 60er Jahren ein Umbau der Schützenhalle. Nachdem die Schützen sich für einen großzügigen Anbau ausgesprochen hatten verpflichtete man jeden Schützenbruder, eine Summe von 160 DM zu zahlen oder 40 Arbeitsstunden an der Halle zu leisten. Als die Finanzierung im großen und ganzen gesichert und alle wesentlichen Vorbereitungen abgeschlossen waren, wurde am 2. März 1968 das Vorzelt der Schützenhalle abgerissen.